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jetzt sind die Türme weg. Böse Leute haben sie mit al-
len, die drin waren, ausradiert. So habe ich mich eine
Woche lang gefragt: Bobby, wie findest du jetzt heim,
wenn du dich verläufst? Ja, ich habe viel darüber nach-
gedacht, aber dann habe ich mir gesagt: Bobby, es gibt
auch gute Menschen auf dieser Welt. Wenn du dich jetzt
verläufst, wird dir schon ein freundlicher Mensch wei-
terhelfen, anstelle der Türme. Das Wichtigste ist, keine
Angst zu haben.«
Doch dieser Geschichte möchte ich noch etwas hin-
zufügen.
* * *
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Als wir uns getroffen haben, habe ich dich staunen se-
hen angesichts des heroischen Mutes und der bewun-
dernswerten Einigkeit, mit der die Amerikaner die-
ser Apokalypse entgegengetreten sind. O ja. Trotz der
Fehler, die man ihnen immer wieder vorhält, die selbst
ich ihnen zum Vorwurf mache (allerdings hat Europa
und insbesondere Italien noch viel gravierendere Feh-
ler), sind die Vereinigten Staaten ein Land, von dem wir
viel lernen können. Beim Stichwort heroischer Mut will
ich ein Loblied singen auf den Bürgermeister von New
York. Auf Rudolph Giuliani, dem wir Italiener tausend
Mal danken sollten, weil er einen italienischen Namen
trägt, italienischer Herkunft ist und uns vor der ganzen
Welt gut dastehen lässt. Ja, er ist ein großartiger Bürger-
meister, Rudolph Giuliani. Ein Bürgermeister, der des
Vergleichs mit einem anderen großartigen Bürgermei-
sters italienischen Namens würdig ist, Fiorello La Guar-
dia, ein großartiger Bürgermeister, ein erstklassiger: Das
sagt eine (ich), die mit nichts und niemand je zufrieden
ist, auch nicht mit sich selbst & Viele europäische und
vor allem italienische Bürgermeister müssten bei ihm in
die Schule gehen. Mit Asche auf dem Haupt vor ihn hin-
treten und fragen: »Herr Giuliani, wären Sie so freund-
lich, uns zu sagen, wie das geht?« Er wälzt seine Pflich-
ten nicht auf Mitmenschen ab. Nein. Er vergeudet kei-
ne Zeit mit Dummheiten und Habgier. Er teilt sich nicht
auf zwischen seinem Bürgermeisteramt und dem als Mi-
nister oder Abgeordneter. (Hört mich etwa jemand in
den drei Städten Stendhals, also Neapel und Florenz und
Rom? Wo die Bürgermeister sich nicht damit begnügen,
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ihr Amt auszufüllen, sondern gleichzeitig Abgeordnete
oder Minister oder vielleicht auch Führungskräfte sein
wollen.) Da er sofort gekommen und sofort in den zwei-
ten Turm hineingegangen ist, wäre er um ein Haar mit
den anderen zu Asche geworden. Durch Zufall konnte
er sich gerade noch retten. Und innerhalb von vier Ta-
gen hat er New York wieder auf die Beine gestellt. Eine
Stadt mit neuneinhalb Millionen Einwohnern, wohlge-
merkt, beinahe zwei davon allein in Manhattan. Wie er
das gemacht hat, weiß ich nicht. Er ist ebenso krank wie
ich, der arme Mann.
Der Krebs, der immer wieder kommt, hat auch ihn er-
wischt. Und wie ich tut er so, als wäre er kerngesund. Er
arbeitet rastlos. Doch ich arbeite am Schreibtisch, Don-
nerwetter noch mal, im Sitzen! Er dagegen & Er gleicht
einem General, der persönlich an der Schlacht teilnimmt,
einem Krieger aus guten alten Zeiten. »Los, Leute, los!
Krempeln wir die Ärmel auf, schnell!« Und gestern hat er
gesagt: »The first of the Human Rights is Freedom from
Fear. Do not have fear. Das erste Menschenrecht ist die
Freiheit, keine Angst zu haben. Habt keine Angst.« Aber
er kann sich so verhalten, weil die Leute um ihn herum
genauso sind wie er. Keine faulen Angeber, sondern tap-
fere Kerle. Zu ihnen gehört auch der einzige Feuerwehr-
mann, der den Einsturz des zweiten Turms überlebt hat.
Er heißt Jimmy Grillo, ist vierundzwanzig Jahre alt, wei-
zenblond, mit Augen, die so blau sind wie das Meer. Heu-
te Morgen habe ich ihn im Fernsehen gesehen, und er
glich einem Ecce-Homo. Verletzungen, Verbrennungen,
Schnitte, Verbände. Er wurde gefragt, ob er den Beruf
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wechseln wird. Er hat geantwortet: »I am a fireman, and
all my life I shall be a fireman. Always here, always in New
York. To protect my city and my people and my friends.
Ich bin Feuerwehrmann und werde mein ganzes Leben
lang Feuerwehrmann bleiben. Immer hier, hier in New
York. Um meine Stadt, meine Leute und meine Freunde
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