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hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus. Statt des
erwarteten Gewirrs aus Kanten und reißenden Spitzen befand
sich vor ihnen eine schräge, vollkommen glatte Fläche, über die
sie wie auf einer von der Hand der Natur modellierten
Rutschbahn in die Tiefe schlittern konnten. Unten angekommen
sprangen sie sofort wieder auf die Füße und hetzten weiter.
Mike sah mit klopfendem Herzen über die Schulter zurück.
Der Felsspalt, aus dem sie herausgekommen waren, blieb leer.
Entweder es war Trautman tatsächlich gelungen, ihre Verfolger
aufzuhalten, oder sie hatten die Jagd abgebrochen und gaben
sich mit einem Gefangenen zufrieden. Zu seiner Erleichterung
hörte er jedoch auch keine weiteren Schüsse.
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Trotzdem rannten sie noch eine ganze Weile weiter, ehe sie es
zum ersten Mal wagten, anzuhalten. Mike ließ sich schwer
atmend auf einen Eisklotz sinken, während Kanuat trotz der
kräftezehrenden Hetzjagd noch geradezu unverschämt frisch
wirkte.
»Haben wir es geschafft?«, keuchte Mike.
»Für den Moment«, sagte Kanuat. »Aber sie werden nicht
aufgeben. Wir sind noch nicht in Sicherheit.«
»Ich brauche einen Moment Ruhe«, presste Mike hervor. Sein
Herz raste, als wollte es jeden Moment aus seinem Hals
herausspringen. »Sind wir ... weit von deinem Schlitten
entfernt?«
Kanuat sah sich einen Moment unschlüssig um, ehe er
antwortete. »Ehrlich gesagt weiß ich es nicht«, gestand er.
»Sie haben sich verirrt?«
»Wir«, verbesserte ihn Kanuat. »Wir haben uns verirrt. Aber
damit hast du leider Recht. Hier sieht alles gleich aus. Und ich
war noch nie hier.«
Das stimmt, dachte Mike niedergeschlagen. In dem Gewirr
bizarr geformter Eisstrukturen und Spalten war es
wahrscheinlich vollkommen unmöglich, sich nicht zu verirren.
»Der Schlitten würde uns sowieso nichts nutzen«, murmelte
er. »Sie würden uns sofort sehen, wenn wir uns auf das Eis
hinauswagen.« Er sah Kanuat Verzeihung heischend an. »Es tut
mir Leid.«
»Was?«
»Dass wir Sie in diese Situation gebracht haben«, sagte Mike.
»Sie hätten auf Ihre innere Stimme hören und uns davonjagen
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sollen. Wir hatten kein Recht, Sie um Hilfe zu bitten.«
»Es war meine Entscheidung«, antwortete Kanuat.
»Außerdem ist es sinnlos, einmal gemachte Fehler zu
bejammern.«
Mike war ein bisschen enttäuscht. Er hatte gehofft, dass
Kanuat ihm heftiger widersprechen würde. Stattdessen fuhr der
Inuit fort:
»Es muss einen Weg in diesen Berg hinein geben. Jetzt, da
wir wissen, dass es ihn gibt, werden wir ihn auch finden.«
»Wenn die Deutschen uns nicht vorher einfangen.« Mike
stand auf. »Aber Sie haben Recht. Je eher wir mit der Suche
anfangen, desto  «
Der Boden unter ihm gab nach. Das vermeintlich massive Eis,
auf das er den Fuß setzte, erwies sich als kaum fingerdicke
Schicht, die unter seinem Gewicht wie Glas zersplitterte.
Darunter kam ein gut metergroßer, kreisrunder Schacht zum
Vorschein, der im steilen Winkel in eine bodenlose Tiefe
hinabführte.
Mike schrie auf, warf sich in einer verzweifelten Bewegung
zurück und griff nach irgendeinem Halt. Kanuat seinerseits griff
mit beiden Händen zu, bekam im buchstäblich allerletzten
Moment Mikes Handgelenk zu fassen  und machte die
Katastrophe damit komplett.
Kanuat war alles andere als ein Schwächling, aber auf dem
spiegelglatten Boden fand er einfach nicht den Halt, der
notwendig gewesen wäre, um Mike aufzufangen. Statt seinen
Sturz zu bremsen, wurde er ebenfalls aus dem Gleichgewicht
gerissen und stürzte zusammen mit ihm hilflos in die Tiefe.
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Der Aufprall hätte zweifellos ihr Ende bedeutet, wäre der
Schacht bis zum Ende so senkrecht verlaufen wie oben. Seine
Neigung nahm jedoch mehr und mehr ab, sodass sie bald mehr
durch die Röhre schlitterten als stürzten, und am Ende gab es
nur noch eine sanfte Neigung. Der Schacht endete in weniger
als einem halben Meter Höhe in einer senkrechten Wand aus
Stein. Statt des tödlichen Aufpralls, auf den Mike gefasst war,
plumpsten sie nur unsanft zu Boden. Trotzdem blieb Mike fast
eine Minute lang reglos liegen und lauschte in sich hinein. Es
dauerte eine Weile, bis er sich eingestand, noch am Leben zu
sein.
Vorsichtig öffnete er die Augen, richtete sich behutsam auf
und sah sich um. Im ersten Moment war er dann doch nicht
mehr sicher, noch am Leben zu sein; oder doch zumindest nicht
mehr bei klarem Verstand. Was er sah, war so unglaublich, dass
es ebenso gut aus einem Traum hätte stammen können.
Sie befanden sich in einer riesigen, ganz aus bläulich
schimmerndem Eis bestehenden Höhle, deren Decke an ihrem
höchsten Punkt sicher hundert oder mehr Meter über ihnen war.
Und diese Höhle war keineswegs leer.
Rings um sie herum erhoben sich mächtige, uralte Gebäude
aus gewaltigen Steinquadern. Ihre Architektur war unheimlich,
durch und durch fremd und bizarr und doch auf sonderbare
Weise vertraut. Viele der Gebäude glichen wuchtigen
Steinpyramiden, aber es gab auch Türme, gewaltige,
quadratische Bauten und Gebäude von einer Form, die er nicht
einmal in Worte fassen konnte, geschweige denn schon einmal
gesehen hatte. Und trotzdem hatte er das unheimliche Gefühl,
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dass ihm diese Stadt nicht fremd war.
»Bei den Geistern des Nordwinds«, flüsterte Kanuat
erschüttert. »Was ist das?«
Statt zu antworten  was er ohnehin nicht wirklich gekonnt
hätte  stand Mike ganz auf und sah sich ein zweites Mal um.
Die riesigen, rechteckigen Steinquadern, aus denen die Gebäude
bestanden, mussten jeder für sich mindestens eine Tonne
wiegen und waren von unheimlicher, dunkelgrüner Farbe.
Früher einmal mussten ihre Oberflächen kunstvoll gearbeitete
Reliefs und Bilder aufgewiesen haben, aber die Zeit hatte die
Schriftzeichen und Verzierungen nahezu unkenntlich gemacht.
Die Stadt musste unvorstellbar alt sein. Viele Gebäude lagen
trotz ihrer massiven Bauweise in Trümmern, viele andere waren
halb vom Eis eingeschlossen oder ragten gar nur noch zu
kleinen Teilen aus den Wänden. Mehr als einmal konnte Mike
nicht mit Sicherheit sagen, ob er nun Stein oder Eis betrachtete.
Das vielleicht Unheimlichste überhaupt aber war, dass diese
Stadt keineswegs leer und verlassen war, sondern ganz
offensichtlich Bewohner hatte. Ein Teil des Lichtes, das die im
ewigen Eis eingeschlossene Stadt erhellte, kam direkt aus den
Wänden, die zwar dick waren, das Sonnenlicht aber doch nicht
vollkommen verscheuchten. In zahlreichen Gebäuden brannte
aber auch Licht. Außerdem war es erstaunlich warm. Mike hatte
schon nach einigen Augenblicken das Bedürfnis, seine Jacke
auszuziehen.
»Unglaublich«, murmelte Kanuat. »Das ist ... Zauberei. Kein
Mensch hat so etwas je gesehen!«
»Das stimmt nicht«, antwortete Mike. Plötzlich wusste er es.
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Als hätten seine eigenen Worte die Erinnerungen
heraufbeschworen, wusste er jetzt, wo er diese Gebäude schon
einmal gesehen hatte. Sie waren nicht annähernd so gut erhalten
gewesen, sondern beinahe nur noch Trümmer, und es war sehr
lange her, aber es war dieselbe fremdartige Architektur.
»Atlantis«, sagte er.
Kanuat sah ihn fragend an. »Was soll das sein?«
»Das ist eine Stadt der Atlanter«, sagte Mike. »Genau so sah [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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