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rechts am Weg. Schon zitterte ich vor Kälte, doch als ich
versuchte, schneller zu gehen, pochte mein Herz unangenehm.
Ich fiel zurück. Würde Florence auf mich warten? Nein: amor
matris, eine Macht, die nicht aufzuhalten war.
An einer Weggabelung wartete Mr. Thabane. »Danke«,
keuchte ich, »Sie sind freundlich. Tut mir leid, daß ich Sie
aufhalte. Ich hab eine schlimme Hüfte.«
»Nehmen Sie meinen Arm«, sagte er.
Männer überholten uns, dunkel, bärtig, streng, mit Stöcken
bewaffnet gingen sie rasch in Einerreihe. Mr. Thabane trat
vom Weg hinunter. Ich hielt mich enger an ihn.
Der Weg wurde breiter, endete dann in einem großen, flachen
Tümpel. Auf der anderen Seite des Tümpels fingen die Hütten
an, die am tiefsten liegende Gruppe im Wasser stehend. Einige
stabil aus Holz und Eisen gebaut, andere nichts weiter als
Plastikfolien über Rahmen aus Ästen, lagen sie nach Norden
über die Dünen verstreut, so weit ich sehen konnte.
Am Rande des Tümpels zögerte ich. »Kommen Sie«, sagte
Mr. Thabane. Mich an ihm festhaltend, trat ich hinein, und wir
wateten hindurch, das Wasser ging bis zu den Fußgelenken.
Einer meiner Schuhe wurde mir vom Fuß gesaugt. »Passen Sie
auf Glasscherben auf«, warnte er. Ich zog den Schuh heraus
und wieder an.
Bis auf eine alte Frau, die mit hängendem Mund in einer Tür
stand, war kein Mensch zu sehen. Doch als wir weitergingen,
begann der Lärm, den wir gehört hatten und den man zuerst für
Wind und Regen hätte halten können, sich in Rufe und
Geschrei aufzulösen, über einem Grundbaß, den ich nur als ein
Seufzen bezeichnen konnte: ein tiefes Seufzen, immer wieder,
so als würde die weite Welt selber seufzen.
Dann war der kleine Junge, unser Führer, wieder bei uns,
zupfte Mr. Thabane am Ärmel und sprach aufgeregt. Die zwei
entfernten sich; ich krabbelte hinter ihnen her den Dünenhang
hinauf.
Wir befanden uns im Rücken einer vielhundertköpfigen
Menge, die auf einen Schauplatz der Verwüstung hinabblickte:
abgebrannte und schwelende Hütten, noch brennende, schwarz
qualmende Hütten, Haufen von Möbeln, Bettzeug,
Haushaltsgegenständen in gießendem Regen. Trupps von
Männern waren damit beschäftigt, den Inhalt brennender
Hütten zu bergen, von einer Hütte zur anderen gehend, Brände
löschend; das jedenfalls dachte ich, bis mir mit einem Schlag
klar war, daß es keine Rettungstrupps waren, sondern
Brandstifter; daß sie nicht gegen die Flammen kämpften,
sondern gegen den Regen.
Es waren die Menschen, die oben am Rand dieses
Amphitheaters in den Dünen versammelt waren, von denen das
Seufzen kam. Wie Trauernde bei einer Beerdigung standen sie
im schüttenden Regen, Männer, Frauen und Kinder, durchnäßt,
kaum die Mühe sich machend, sich zu schützen, und sahen der
Zerstörung zu.
Ein Mann in einem schwarzen Mantel schwang eine Axt.
Krachend zersplitterte ein Fenster. Er attackierte die Tür, die
beim dritten Hieb nachgab. Wie aus einem Käfig freigelassen,
flog eine Frau mit einem Baby in den Armen aus dem Haus,
gefolgt von drei barfüßigen Kindern. Er ließ sie vorbei. Dann
begann er, auf den Türrahmen einzuhacken. Die ganze Struktur
knarrte und quietschte.
Einer von seinen Mitstreitern ging mit einem Benzinkanister
ins Innere. Die Frau huschte hinter ihm her, tauchte mit den
Armen voller Bettwäsche wieder auf. Als sie aber einen
zweiten Beutezug versuchte, wurde sie wie ein Bündel
hinausgeschleudert.
Ein erneutes Seufzen entstieg der Menge. Rauchfetzen
begannen aus dem Inneren der Hütte zu wehen. Die Frau kam
auf die Füße, huschte nochmals nach drinnen, wurde wieder
hinausgeschleudert.
Ein Stein kam aus der Menge gesegelt und fiel polternd auf
das Dach der brennenden Hütte. Ein anderer traf die Wand, der
nächste landete zu Füßen des Mannes mit der Axt. Er schrie
drohend zurück. Er und ein halbes Dutzend seiner Leute
hielten inne in ihrem Tun und kamen, Stöcke und Stangen
schwingend, auf die Menge zu. Schreiend wandten die
Menschen sich zur Flucht, ich unter ihnen. Aber in dem
haftenden Sand konnte ich kaum die Füße heben. Mein Herz
pochte, Stiche zuckten mir durch die Brust. Ich blieb stehen,
beugte mich vor, keuchend. Kann dies wirklich mir zustoßen?
dachte ich. Was mach ich hier? Ich hatte eine Vision von dem
kleinen grünen Wagen, der still am Straßenrand wartete. Ich
sehnte mich nur noch danach, in meinen Wagen zu steigen, die
Tür hinter mir zuzuschlagen, diese unheimliche Welt der Wut
und Gewalt auszuschließen.
Ein Mädchen, eine enorm dicke Halbwüchsige, rempelte
mich mit der Schulter um. »Fahr zur Hölle!« keuchte ich, als
ich fiel. »Fahr du zur Hölle!« keuchte sie zurück, giftsprühend:
»Hau ab! Verschwinde hier!« Und mit bebenden Hinterbacken
stampfte sie den Dünenhang hinauf.
Noch so ein Stoß, dachte ich mit dem Gesicht im Sand, und
es ist aus mit mir. Diese Menschen können viel einstecken,
aber ich, ich bin zerbrechlich wie ein Schmetterling.
Füße mahlten an mir vorbei. Ich sah kurz einen braunen
Stiefel, mit flappender Lasche, die Sohle mit Kordel
festgebunden. Der Tritt, vor dem ich zurückzuckte, kam nicht.
Ich stand auf. Zu meiner Linken fand irgendein Kampf statt.
All die Menschen, die eben noch in den Busch geflohen waren,
strömten ebenso plötzlich wieder zurück. Eine Frau schrie,
hoch und laut. Wie konnte ich wegkommen von diesem
schrecklichen Ort? Wo war der Tümpel, den ich durchwatet
hatte, wo war der Weg zum Wagen? Überall waren Tümpel,
Teiche, Pfützen, Wasserlachen, überall waren Wege, aber
wohin führten sie?
Deutlich hörte ich das Knallen von Gewehrfeuer, einen, zwei,
drei Schüsse, nicht in der Nähe, aber auch nicht weit weg.
»Kommen Sie«, sagte eine Stimme, und Mr. Thabane schritt
vorbei. »Ja!« keuchte ich und japste hinter ihm her. Aber ich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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